Quelle: Märkische Allgemeine, Neue Oranienburger Zeitung, 05.02.2007

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Kampfhund mit losem Mundwerk Wenige brave Schwiegersöhne



FRITZ HERMANN KÖSER

NIEDER NEUENDORF Muss das sein? Die Schwiegersöhne drohen. Sie wollen einer Sängerin zu ihrem nicht verdienten Comeback verhelfen. Paola. In den 70er Jahren bekannt, nun ein wenig vergessen.

Zu Recht. Erbarmungslos zerren die zwei Kabarettisten ihr gemeinsames Lieblings-Lied „Der Teufel und der junge Mann“ aus der Hitparaden-Gruft hervor. Robert Erzig zupft die Gitarre und trällert mit seinem Partner André Kaiser im Duett.

Der läppische Paola-Song kommt bei dem Publikum im gut besuchten „Buhnengeflüster“ an. Es applaudiert begeistert. Kauend schauen die Gäste den beiden auf der Mini-Bühne zu. Die Snacks, die Theater-Betreiberin Steffi Sindermann in Nieder Neuendorf serviert, sind im Eintrittspreis enthalten.

Die Schwiegersöhne treten dort zum ersten Mal auf. Beide wechseln sich ab. Und ergänzen sich. Erzig, klein, schmächtig und mit Brille, hört sich gerne zur Gitarre singen. Kaiser, groß und stämmig, spricht lieber. Der Stand-up-Comedian arbeitet auch als Moderator. In der Berliner „Scheinbar“ hatten sie sich kennengelernt.

Zu ihren Vorbildern zählen Dieter Nuhr und Harald Schmidt. Entsprechend geht es nach dem braven Start mit wesentlich mehr Gas weiter.

Kaiser nutzt die Bühne zur Partnersuche. „Welche Frau ist Single?“, fragt er in den Raum. Bitte die Hand heben. Schon wieder kein Glück. Singlepartys, Internet-Chat, alles umsonst.

Und dann erst die Kontaktanzeigen. Er liest vor. Da sucht ein Gartenzwerg mit übergroßer Gießkanne eine Gärtnerin mit Feuchtbiotop. Zur Verrichtung niederer Gartenarbeit.

Merkwürdig. Die Anzeigen seien meist arglistige Täuschung, hatte ihn ein befreundeter Anwalt gewarnt. Tja, die Dame, die er beim Italiener trifft, hat wohl ein wenig geflunkert. 26 Jahre? Sportliche Figur? Ein Zahlendreher, entschuldigt sie sich. Mit dem Sport fängt sie morgen an.

Erzig hat andere Sorgen. Er führt seinen Kampfhund Gassi. Das Tier ist etwas doof, hat aber dennoch ein loses Mundwerk. „Zerfleisch den Kater bitte leiser“, ermahnt ihn das Herrchen. Die Kinder auf dem Spielplatz sollen den Pitbull doch weiter knuddeln.

Nun tauscht er Hund gegen Hut. An der grünen Kopfbedeckung hat der Jäger einen Rasierpinsel befestigt. Auf seinem Hochsitz hält er Ausschau nach Wild. Doch manchmal geht der Schuss nach hinten los. Wie jetzt. Er trifft nicht den Bock, der das Rehlein rammelt. Sondern einen Menschen, der Pilze sammelt. Schnell ruft der Jäger den Notarzt herbei. Der begrüßt ihn mit Namen. „Wir arbeiten schon so lange zusammen“, erklärt er den vergnügten Zuschauern.